40 Finger / 424 Tasten
Gustav Merkel (1827 – 1885):
aus der SONATE IN D - MOLL, op. 30  III.
Allegro con fuoco: Fuga

für zwei Spieler an einer Orgel

Merkel erhielt für seine Sonate in d – Moll den ersten Preis bei einem Kompositionswettbewerb des Vereins „Deutsche Tonhalle“ im Jahre 1857. Für den damals Dreißigjährigen bedeutete dies den musikalischen Durchbruch. Gustav Merkel studierte u.a. bei Friedrich Wieck, dem berühmten Klavierpädagogen und Vater Clara Schumanns. Robert Schumann hat seine frühen Kompositionen noch anerkennend gewürdigt.
Christian Schmitz: DESCENDIT AD INFEROS (1997)
für je zwei Spieler an zwei Orgeln

Das streng zwölftönige Stück orientiert sich formal an Eigenheiten der Musiksprache der zweiten Wiener Schule (Alban Berg, Anton Webern).
Seine aphoristische Kürze entspricht der Kürze der „Höllenfahrt Christi“, einem Moment vorweggenommener Erlösung (ein alter theologischer Topos; nach seinem Tode und vor seiner Auferstehung steigt Christus in die Hölle und entriegelt ihre Pforten für die dort schuldlos weilenden und nunmehr erlösten Gerechten). Der Titel ist dem apostolischen Glaubensbekenntnis entnommen: descendit ad inferos – hinabgestiegen in das Reich des Todes.
Matthias Haarmann: MEDITATION (1998)  
für zwei Spieler an zwei Orgeln

Das neoromantische Stück erinnert an die Tonsprache Louis Viernes, des ehemaligen Titularorganisten an Notre –Dame in Paris. Die ostinate Triolenbewegung bewirkt  einen ruhig fließenden („meditativen“) Charakter.  Nachdem beide Instrumente den Grundgedanken des Werkes  vorgestellt haben, wird er durch zunehmende thematische Entwicklung aufgespalten. Gegen Ende kehrt er jedoch in strahlender Vollkommenheit wieder zurück. Eine kurze Coda beendet die „Meditation“.
Frank Zappa: G-SPOT-TORNADO (1986)
Arrangement für das ENSEMBLE MODERN
(THE YELLOW SHARK, 1992) : Ali N. Askin

Transkription und Arrangement für zwei Spieler an einer Orgel:
Thomas Roß (1995)

Frank Zappa (1940 – 1993) schrieb diesen „Tornado“ im Jahr 1986 für ein elektronisch angesteuertes Instrumental-ensemble, da er ihn für unspielbar hielt. Später versuchten sich einige Musiker des „Ensemble modern“ an dem Werk, worauf durch Ali Askin ein Arrangement erstellt wurde: Es war „spielbar“ und wurde zu einem überwältigendem Erfolg.

Unser Arrangement für zwei Organisten wiederum beruht auf dieser Version und bemüht sich, alle Facetten des Orchesterklanges auch der Orgel abzugewinnen.

Wolfgang Amadeus Mozart (1756 – 1791): Fantasie in F – Moll, KV 594
für zwei Spieler an einer Orgel

Die wunderbare Fantasie in f – moll verdankt ihre Entstehung dem Kompositionsauftrag eines Wiener Raritätenkabinett- betreibers, der für seine Schaustellungen geeignete Musik-stücke brauchte - gespielt von einem Orgelautomaten! Die im Dezember 1790 vollendete Komposition war eine Trauermusik zu Ehren des berühmten Feldmarschalls Laudon. Trotz dieser merkwürdigen Entstehungsgeschichte haben wir ein gelungenes und ausdrucksstarkes Werk vor uns; seltsamerweise scheint es  Mozart nicht verdrossen zu haben, auch unter diesen Umständen gut zu komponieren. Er war allerdings auch ein begnadeter Organist und Improvisator und ließ  - besonders auf Reisen -  keine Gelegenheit ungenutzt, ein schönes Instrument zu spielen. So ist es nur zu verständlich, dass er sich  in einem Brief über den Orgelautomaten beschwert hat, der ihm „zu hoch“ und „zu kindisch“ lautete. Unsere Version für „richtige“ Orgel lässt das Werk also gewissermaßen  in der vom Komponisten intendierten Gestalt erklingen.
Steve Reich (*1936): CLAPPING MUSIC
ursprünglich für vier Hände, hier für Tasten

Steve Reich wird gerne als Vater der minimal music bezeichnet; nach dem Studium (Komposition, Philosophie) Führte in die Suche nach elementaren musikalischen Ausdruckswerten bis nach Ghana.  „Clapping music“ kommt ohne „Töne“ aus, es ist ein Stück Rhythmus. Elementare „patterns“ (rhythmische Grund-bausteine) werden gegeneinander verschoben, so daß pulsierende Rhythmen in immer neuen Konstellationen entstehen. Im heutigen Konzert für Tasteninstrumente wird auch dieses Stück auf Tasten erklingen.
Markus Hinz: MINIMAL EXPERIENCE (1997)
für drei Spieler an zwei Orgeln

Dieses Werk entstand auf dem Hintergrund einer Examensarbeit über Steve Reich. Zunächst arbeitet das Stück streng mit der Kompositionstechnik der Phasenverschiebung,  dann gesellen sich auch Elemente aus der Popmusik hinzu. die sich auch „minimalistischer“  Gesetz-mäßigkeiten bedient. Es kommt zu einer synästhetischen Verschmelzung akustischer und optischer Wahrnehmungen. Das Videomaterial wurde von Robby Groß und Regina Bermes 1998 erstellt. Wir bedanken uns für die freundliche Genehmigung zur Aufführung bei Dietmar Bonnen.
Thomas Roß: 40 FINGER / 424 TASTEN (1997)
Tango für vier Spieler an einer Orgel

Dieses in der Besetzung, der Wahl des Instrumentes und der Gattung ungewöhnliche Werk ist eine Verneigung vor Argentiniens großem Tangokomponisten Astor Piazzolla.Roß schöpft alle ihm  zur Verfügung stehenden Möglichkeiten lustvoll aus: Im Mittelteil des dreiteiligen Opus können sich alle Beteiligten in freiester Weise entfalten – ganz  wie ein Tangoorchester!

Freilich bedarf es einer genauen geistigen und körperlichen Koordination der vier beteiligten Organisten, die nur durch intensives und sorgfältiges Proben zu erreichen ist (wie schnell hat man beispielsweise seine Hände und Füße in dieser Orgelschlacht an einer für sie in diesem Augenblick nicht dienlichen Stelle, und schon ereignen sich heikle Verwicklungen und Zusammenstöße). Und Blättern und Registrieren muß man ja auch noch... – aber nun: Viel Vergnügen!

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