20. Jahrhundert
Olivier Messiaen: aus QUATUOR POUR LA FIN DU TEMPS
für Violine, Klarinette, Cello und Klavier

-LITURGIE DE CRISTAL
-LOUANGE À L’ÉTERNITÉ DE JÉSUS

Dieses Quartett komponierte Messiaen  im Zweiten Weltkrieg als deutscher Kriegsgefangener für die vier Instrumente, die ihm im Lager gerade zur Verfügung standen; der apokalyptische Titel: “Für das Ende der Zeiten“ erklärt sich somit aus den Umständen der Niederschrift. Dennoch ist das Werk nicht im Sinne einer endzeitlichen Schreckensvision konzipiert worden: Es ist vielmehr ein mystisches Schauen der Ewigkeit Gottes. In unserer Transkription und Auswahl erklingen zwei stimmungsmäßig unterschiedliche Sätze des Werkes: Eine “kristalline“ und eine sehnsüchtige Vision.
Christian Schmitz: DESCENDIT AD INFEROS (1997)
für je zwei Spieler an zwei Orgeln

Das streng zwölftönige Stück orientiert sich formal an Eigenheiten der Musiksprache der zweiten Wiener Schule (Alban Berg, Anton Webern). Seine aphoristische Kürze entspricht der Kürze der „Höllenfahrt Christi“, einem Moment vorweggenommener Erlösung (ein alter theologischer Topos; nach seinem Tode und vor seiner Auferstehung steigt Christus in die Hölle und entriegelt ihre Pforten für die dort schuldlos weilenden und nunmehr erlösten Gerechten). Der Titel ist dem apostolischen Glaubensbekenntnis entnommen: descendit ad inferos – hinabgestiegen in das Reich des Todes.
Mauricio Kagel (* 1931):aus Rrrrrrr (1980/81)

-RAGA -ROSSIGNOLS ENRHUMÉS

ursprünglich für Orgel solo

„Rrrrrrr...“ Besteht aus insgesamt 41 voneinander selbständig aufzuführenden Musikstücken für diverse Besetzungen, die alle mit dem Buchstaben „R“ beginnen. Raga bezeichnet ein Melodiemodell in der indischen Musik; die Übersetzung des französischen Titels des zweiten Stückes lautet „verschnupfte Nachtigallen“!  
John Cage (1912 – 1992): SOUVENIR
für Orgel solo

„Das Beste, was man mit seiner Zeit tun kann, ist sie zu zählen.“. Hier liegt uns eines der wenigen explizit für Orgel komponierten Stücke von Cage vor. Das schlicht und durch-sichtig gearbeitete Werk arbeitet mit Erinnerungsmotiven und kommt in der bewussten Ablehnung europäischer Kompo-sitionsweisen der minimal music nahe.
György Ligeti (* 1923): ETUDE Nr.1: „Harmonies“ (1967)
für Orgel solo (und zwei Registranten)

Eine Etüde nicht nur für den Spieler; auch der Zuhörer ist gefordert, sich im Entdecken neuer und ungewohnter Klänge zu üben: Changierende Klangflächen entstehen aus einer andersartigen Behandlung des Instrumentes Orgel. Register werden nur halb gezogen, Tasten nur halb gedrückt, die Pfeifen sprechen unvollkommen an; es entstehen „verdorbene“ Harmonien. Die Fluktuation von Lautstärke und Intonation, der rasche Wechsel „fahler und schwindsüchtiger“ Klangfarben wird zum Prinzip und Reiz dieses „Hörstücks“.
Leonard Bernstein (1918 – 1990): Symphonie Nr. 2:
”The Age of Anxiety” (1949)

für Klavier und Orchester

Teil II:
-THE DIRGE
-THE MASQUE
-THE EPILOGUE

Bearbeitung des Orchesterparts für Orgel: Thomas Roß (2001)   Leonard Bernstein schrieb dieses Werk ( „Das Zeitalter / Lebensalter der Angst“) unter dem Eindruck und als Vertonung des gleichnamigen Gedichtes von W. H. Auden. Er beschäftigt sich in seinen drei Symphonien mit dem Problem, wie der Mensch den Glauben – nicht so sehr an Gott, als vielmehr an sich selbst – verliert und wiedergewinnt. Nachdem diese Krise in der ersten Symphonie dargestellt worden ist, beginnt mit „The Age of Anxiety“ die Suche nach Sinn. Der zweite Teil der Symphonie beginnt mit einem Trauergesang, gefolgt von einem Maskenspiel und endet schließlich mit einem  triumphalen Epilog, eine Art „Hollywood-Hoffnung“ – eher hohl als heilig.

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